Parque del Garraf – von Sitges mit dem Bike zum Buddhisten Kloster „Sakya Tashi Ling“.

Monestir Budista del Garraf – aussergewöhnlich originell.

Wird die Karte des 124 km² grossen Parque del Garraf nach lohnenden Zielen in der Umgebung von Sitges abgesucht, die sich für eine Mountainbike Runde eignen, sticht das Monestir Budista del Garraf heraus. Ein genauerer Blick wird auf die Karte geworfen, denn das klingt eigenartig: In einem spanischen Naturschutzgebiet ein buddhistischer Tempel? Kein Lesefehler, die buddhistische Gemeinschaft wurde 1996 gegründet und untersteht dem Lama Jamyang Tashi Dorje. Sie folgt der Sakyapa Schule, eine der vier tibetisch buddhistischen Hauptlehren, so schreibt das jedenfalls Wikipedia. Eine genauere Recherche offenbart, das im weltoffenen Katalonien noch ein weiteres buddhistisches Kloster existiert, das bereits 1977 gegründet wurde: Kagyu Samye Dzong.

Ein buddhistisches Kloster im einsamen El Garraf Massiv ist schon aussergewöhnlich genug, originell ist aber das Gebäude, das die Gemeinschaft 2006 bezog. Es handelt sich um einen eklektischen Bau aus dem Jahre 1885, den sich Pere Domenech i Grau in der Einsamkeit errichten lies. Er nannte das Anwesen „Palau Novella“, der neue Palast, dessen Namen es heute noch trägt und die kleine Ortschaft, die drum herum entstand, ebenso. In der Tat ist es ein Palast und Grau dürfte sich damit übernommen haben, denn für ihn endete es im Bankrott. Anwesen und Land wurde verstaatlicht und zum Landwirtschaftsgebiet erklärt. Siedlung und Landwirtschaft rund um den Palast basieren darauf.

Über Piste durch den Naturpark El Garraf.

Der Parque del Garraf ist ein wunderbares Gebiet, um mit dem Mountainbike in die neue Saison zu starten. Es rollt auf guten Pisten in einem permanentem Auf und Ab, die Steigungen teils ohne Umwege giftig aufwärts, dafür kurz. Genau richtig, um die Oberschenkel und Waden wieder in Form zu bringen. Kilometer können auch gemacht werden, die Landschaft ist einsam und schön, Wegweiser gibt es auch. Die Höhenmeter können nach Lust und Laune skaliert werde, denn die 124 km² Fläche des Massivs lassen alles zu. Bevor es von Sitges zum Kloster hinauf geht, sollte noch die Kette gereinigt und geschmiert, besser geölt als gefettet, werden, denn es wird staubig.

Von Sitges unter der Autopista C-32 durch und dann geht es schon auf die Piste in den Naturpark. Der Wegabschnitt nach Palau Novella darf von PKWs mit 30 km/h befahren werden, los ist kaum etwas. Wer zum Kloster oder in den Ort will, nimmt komfortabler die asphaltierte Bundesstrasse um den Park herum. Es wird auf Geländewagen der Parkranger oder Lokalpolizei getroffen, die nach dem Rechten sehen, damit nicht gecampt oder gegrillt wird. Weinbauern mit Traktoren oder Betreiber einer der entlegenen Cantinas werden auch getroffen.

Vielversprechend rollt es flott ins Naturschutzgebiet, dann zieht die Steigung an. Damit sie auch in der Regenzeit passierbar bleibt, wurde der Anstieg betoniert. Das freut den Mountainbiker. Es kann zum Training Tempo gemacht werden. Der Reifen schrubbt im griffigen Belag.

Dann ist es mit dem Komfort vorbei. Ein kleiner Sattel wird erreicht, an dem ein Wegenetz abzweigt, das Bikern und Wanderern vorbehalten ist. Ab hier können unzählige Varianten gestartet werden.

Es wird idyllisch, in den Kiefernwald hinein und Tempo auf der erstklassigen Piste machen. Die Gegend ist einsam und unbewohnt, einzelne Abschnitte wirken wie in einem angelegten Park. Auch wochentags werden viele Mountainbiker getroffen, die sportlich unterwegs sind. Die definierten Waden und schlanken Silhouette geben Aufschluss über den Trainingszustand. Gelegentlich kommen kleine geführte Gruppen mit e-Bikes entgegen, deren Teilnehmer dringend eine einmonatige Fastenzeit im buddhistischen Kloster antreten sollten. Die Regel unter den spanischen ciclistas ist einfach: Es wird freundlich motivierend beim Passieren gegrüsst, e-Biker werden keines Blickes gewürdigt und ignoriert. Wer mit Hilfsmotor unterwegs ist, dem gebührt kein Gruss.

Schöne alte Landhäuser tauchen auf, die eine oder andere Cantina, die mit ländlichem Essen aufwartet und Touren Wanderern und Bikern einfaches Quartier bietet.

Ein längerer Anstieg wird genommen und der windige Pass am Collet de la Fita (223 m) erreicht, der das Ziel in der Ferne bereits erahnen lässt. Am Weg hinunter werden kleine Weingärten, mit niedrigen Rebstöcken, die sich vor dem Wind wegducken, gestreift. Klassische Erdkeller säumen den Weg.

Eine kurze aber flotte Abfahrt und der verschlafene Ort Palau Novella mit einem Restaurant wird erreicht. Nun heisst es aber noch einmal steil über Asphalt zum Kloster hinauf treten.

Palau Novella – Besichtigung möglich.

Buddhisten streben bekanntlich an, sich vom Weltlichen los zu sagen und sich auf ihrem Weg zur Reduktion und Perfektion Buddha anzunähern, dem Fels in der Brandung, frei aller weltlichen Bedürfnisse. So ganz ohne Geld gelingt dieses übermenschliche Ziele jedoch nicht, so nicht der Hungertot angestrebt wird. Führungen werden durch das eklektische Bauwerk angeboten, das mit allen möglichen Kuriositäten aufwarten kann. Das gerade Buddhisten sich dieses Exil gewählt haben, verblüfft doch sehr. Eklektizismus wie auch Barrock zählen wohl zu den Stilrichtungen, die sich maximal vom puristischen und reduktionistischen Baustil entfernen. Wie auch immer, den gemeinen Menschen gefällt Kitsch und so wird es gut besucht.

Biker, die sich dem Touristischen entziehen wollen, für die reicht es völlig, sich in den stillen Garten mit Gebetsmühlen zurück zu ziehen. Dort sind sie gegebenenfalls Buddha näher als während der Führung.

Tourdaten.

Abhängig davon, wo in Sitges gestartet wird, werden Tour-retour rund 25 Km und 550 Höhenmeter absolviert. Wem das zu wenig ist, der kann noch den Aufstieg zum Observatorio Garraf anhängen. Das macht dann noch einmal 7 Km und 150 Höhenmeter. Zu sehen gibt es da nichts, es wäre eine rein sportliche Ambition.

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Bildnachweis.

Bilder: © Dr. Ingmar Köhler.

Kartenausschnitt: Zitat aus © Garmin Ltd. TOPO España v7 PRO; Route Dr. Ingmar Köhler.