Sonne, Wind und viele Individualisten.
El Cotillo ist ein ziemliches Kaff. So schätzungsweise 700 Menschen leben dauerhaft in dem Fischerdorf an der Westküste Fuerteventuras. Gesprochen wird Spanisch. Na ja, Spanisch so im weiteren Sinne. Der Bus heißt „guagua“ und auch andere Dinge benennt man in Fuertventura nicht so wie in Nordspanien, die Grammatik wird recht eigen ausgelegt. Wer korrektes Kastilian spricht, wird skeptisch beäugt. Der Passat bläst heftig. Dafür gibt es 300 Tage stahlblauen Himmel. Das hat was.
Arbeiten? Nur wenn es nicht anders geht.
Von den rund 700 Einwohnern El Cotillos haben wohl 70% „ein Rad ab“. Fragt man sie, warum sie genau hier leben, kann das kaum wer beantworten – eigentlich keiner. Man ist halt da. Fertig. Auf eine nähere Analyse wird kein Wert gelegt. Wozu auch. Das Wetter ist gut. Wer nachbohrt nervt und wird gemieden. Mit sinnlosem Zeugs hat man hier keine Lust sich näher zu befassen.
Die Einen machen gar nichts, die Anderen gehen jeden Tag surfen, andere wiederum arbeiten jeden Tag, wie eben so überall sonst auf der Welt. Das ist aber eher die Minderheit. Auf Geld wird hier nicht viel Wert gelegt. Ein paar Euro in der Tasche für ein „Tropi“, das kanarische Bier, die Miete sollte sich noch ausgehen und dann ist man schon zufrieden.
El Cotillo ist ein Phänomen. Jeder schlägt sich hier so durch und irgendwie geht sich das dann auch aus. Überraschend. Man arbeitet mal hier, mal dort, dann gar nichts. Durch den Ort schwebt die Gelassenheit der Einsicht, dass man, so es das gibt, ins nächste Leben nichts mitnehmen kann. Es ist schwer zu sagen, ob das beängstigend ist oder optimistisch stimmen sollte. Das hängt ein wenig von der Tagesverfassung ab.
Tranquilo ist das Zauberwort in El Cotillo.
Nach einer gewissen Zeit fällt all das den hier Lebenden gar nicht mehr auf. Tranquilo ist das Zauberwort. Der Schrecken des Lebens ist in El Cotillo auch geringer. Wird es ganz schlimm, am Strand kann immer noch geschlafen werden. Das bringt niemanden um und irgendwas wird sich schon im Laufe der Zeit ergeben. So ist das in El Cotillo. Wer zwischen El Cotillo und Städten wie München und Wien pendelt, wird mit Extremen konfrontiert. Dort drängeln und stoßen, hier Gelassenheit und Müßiggang. Bewerten kann man so etwas nicht. Es ist einfach anders. Wer anders Leben möchte, der ist in El Cotillo richtig. Und jeder darf in El Cotillo so sein, wie er ist.