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Mercado de Triana Sevilla.
Geniessen

Die Köstlichkeiten des Mercado de Triana in Sevilla.

Über den Guadalquivir ins Barrio de Triana von Sevilla.

Puente de Isabel II Sevilla.

Puente de Isabel II. Sevilla.

Triana ist ein Stadtteil von Sevilla. Heute ist er mit einem gemütlichen Spaziergang vom historischen casco aus über die Puente de Isabel II. zu erreichen, das aber erst seit rund 170 Jahren. Davor war das beispielsweise im Frühling kein leichtes Unterfangen, denn was heute der alte Arm des Guadalquivir ist, der gemütlich vor sich hinfliesst, war einmal der Hauptarm des Flusses und der war tief. Durch den deutlich höheren Wasserstand in der Antike, war der Wasserlauf bis Cordoba schiffbar. Heute ist der Guadalquivir der einzige Fluss Spaniens, der mit Hochseeschiffen befahren werden kann und das bis Sevilla. Danach ist Schluss. 1924 wurde der erste Linienverkehr mit zwei Raddampfern zwischen Sevilla und Sanlúcar de Barrameda eingerichtet.

Puente de Isabel II Sevilla.

Puente de Isabel II. Sevilla.

Die erste Brücke über den Guadalquivir, liess der Almohade Kalif Abu Yaqub Yusuf I. 1171 in Form einer Schiffsbrücke anlegen, dazu gleich eine Burg, um Siedlung und Markt zu schützen. Die grosse Tiefe, der stark schwankende Wasserstand und der schwierige Untergrund, machten Brückenpfeiler unmöglich. Und so blieb das auch, bis 1852 die Puente de Isabel II. eröffnet wurde. An das Vorhaben wagten sich 1844 die beiden französischen Ingenieure Ferdinand Bernardet und Gustave Steinacher. Der technische Entwurf nahm Anleihen an der Brücke Pont du Carrousel in Paris, weshalb dem Ingenieur Antoine-Rémy Polonceau Lizenzgebühren zu entrichten waren. Die Brücke verrichtete gute Dienste, bis in der Semana Santa 1974 ein Osterumzug beim Queren massive Vibrationen auslöste, was zu Panik führte. Vielleicht war es nur ein Gleichschritt, den militärische Truppen auf Brücken vermeiden. Jedenfalls sperrte das Ayuntamiento de Sevilla die Brücke und wollte sie gleich abreissen lassen. Das wiederum war den Bürgern nicht recht. So entwarf Juan Bataneros eine selbstragende Plattenbalkenbrücke. Die Brückenbögen wurden erhalten. Sie sind damit heute nur noch Dekoration. Die Puente de Isabel II. gilt als die älteste erhaltene Brücke Spaniens auf Basis einer Stahlkonstruktion. Richtigerweise bezieht sich das auf die Bögen und Pfeiler.

Capilla del Carmen Triana Sevilla.

Capilla del Carmen Triana Sevilla.

Capilla del Carmen Triana Sevilla.

Capilla del Carmen Triana Sevilla.

1928 wurde direkt an der Brücke die Capilla del Carmen errichtet. Als 1840 mit dem Bau des Mercado de Triana eine kleine Kapelle am Plaza del Altozano abgerissen wurde, in dem die Bewohner des Bezirks ein Heiligenbild der Virgen del Carmen samt Gotteskind verehrten, wurde dieses obdachlos. In der Capilla del Carmen sollte es sein neues Heim finden. Auch heute wird die Darstellung inbrünstig verehrt, welche direkt vom Gehsteig der Brücke aus zu betrachten ist. Keine zehn Minuten vergehen, in denen nicht ein Gläubiger dort inne hält, um seine Sorgen mitzuteilen und um göttliche Erledigung bittet. Glaube ist etwas sehr praktisches und keineswegs selbstlos.

Capilla del Carmen – Justa y Rufina mit dem Turm der Kathedrale von Sevilla.

Capilla del Carmen – Justa y Rufina mit dem Turm der Kathedrale von Sevilla.

Unverkennbar ist die Capilla del Carmen das Werk des Aníbal González Álvarez-Ossorio (*1876, Sevilla – †1929, Sevilla), auch eines seiner letzten. Die Keramikarbeiten stammen von Emilio García García (*1890, Madrid – †1967, Madrid). Aníbal war in Andalusien sehr angesagt und überzog die gesamte Region mit neoklassizistischen Bauten. So gestaltete er auch für die Exposición iberoamericana de Sevilla 1929 den gesamten Parque de María Luisa neu (s.u.) und errichtete dort unzählige Ausstellungsgebäude, die der Kappelle sehr ähneln. Neben dem Glockenturm der Kapelle befindet sich eine Keramik verkleidete Kuppel, in der mit dem Feldstecher die beiden für Seville wichtigen Märtyrerinnen Justa und Rufina mit dem Turm der Kathedrale von Sevilla auszumachen sind. Besucher der Kathedrale sollten dort nach dem Bild von Francisco de Goya aus dem Jahre 1817 Ausschau halten, welches die beiden Heiligen zum Thema hat. Im selben Jahr 1929, als sich Aníbal nostalgischem Kitsch hingab, errichtete Mies van der Rohe seinen Pavillon zur Weltausstellung in Barcelona, der Architekturgeschichte schrieb (s.u.).

Mercado de Triana – historisch, stilsicher, verführerisch.

Haupteingang des Mercado de Triana Sevilla.

Haupteingang des Mercado de Triana Sevilla.

Die Trennung des Vorortes Triana durch den Guadalquivir, liess im Stadtteil ein sehr eigenständiges kulturelles wie wirtschaftliches Leben entstehen. Der Vorort war eigene Pfarre, hatte einen Friedhof und auch Märkte wurden am Plaza del Altozano abgehalten. Um diesen verteilte sich das Gewerbegebiet, uferseitig traditionell Gerber, Färber und andere, die viel Wasser benötigten und übles Abwasser erzeugten. Eine ramponierte Darstellung auf azulejos am Haupteingang des Mercado de Triana, zeichnet ein idyllisches Treiben am Plaza del Altozano. Doch so war es nicht. Dort tummelt sich wohl mehr Ratten und anderes, dass an den Abfällen interessiert war. Diebstahl historischer azulejos ist in Sevilla wie Lisboa ein grösseres Problem.

Darstellung des alten Plaza del Altozano am Mercado de Triana.

Darstellung des alten Plaza del Altozano am Mercado de Triana.

Zu Beginn des 19. Jhd. erfolgte in ganz Spanien ein Schleifen der Marktplätze, die noch traditionell unter freien Himmel und Arkaden abgehalten wurden. Die hygienischen Zustände waren nicht mehr zeitgemäss. Die Märkte Mercat de la Boquería und Sant Antoni in Barcelona (s.u.) entstanden oder der Mercado del Puerto in Las Palmas de Gran Canaria (s.u.), alle in moderner Stahlkonstruktion mit seinen Vorzügen. Am Plaza del Altozano liess die Stadtverwaltung von Sevilla den Mercado de Triana beginnend 1822 errichten, der schon 1823 eröffnet wurde. Gebaut wurde er auf den Resten des Castillo de San Jorge. Entworfen wurde er vom Militärarchitekten Tomás de Escacena y Anaya. Das Grundstück fiel der Stadtverwaltung von der Compañía de Jesús, den Jesuiten, zu, in dessen Besitz es sich zuletzt befand. Interessanter Weise beheimatete das Castillo auch die Spanische Inquisition samt Gefängnis, welche ein besonderes Auge auf die Bildungsvermittelnden Jesuiten hatte.

Castillo de San Jorge auch Sitz der Spanischen Inquisition

Castillo de San Jorge auch Sitz der Spanischen Inquisition

Anfang der 1980iger befand sich der Markt in einem desolaten Zustand, weshalb 1987 beschlossen wurde, ihn abzureissen. Der Abriss sollte auch Ausgrabung ermöglichen, um die historischen Überreste des Castillo de San Jorge frei zu legen, die dort vermutet und gefunden wurden. Sie sind heute im centro de interpretación in den neuen Markt als Element eingebunden.

Mauern des Castillo de San Jorge im Mercado de Triana Sevilla.

Mauern des Castillo de San Jorge im Mercado de Triana Sevilla.

Der heutige Mercado de Triana gibt sich sehr historisch, wurde aber erst am 17. Juni 2001 wiedereröffnet. Eine hübsche Tafel ist diesem Datum im Markt gewidmet. 2009 erfolgte die Fertigstellung der zona arqueológica, welche Ergebnisse der Ausgrabungen präsentiert.

Gedenktafel zur Einweihung des Mercado de Triana Sevilla.

Gedenktafel zur Einweihung des Mercado de Triana Sevilla.

Die Bewohner Sevillas gelten in Spanien als die stilvollsten des Landes. Elegant und sehr klassisch gekleidete Städter, auch bei grösster Hitze, die auf Umgangsformen Wert legen, prägen das Strassenbild. Und so ist es auch nicht überraschend, dass sich der neue Markt sehr stilvoll in klassischen Design präsentiert, bis hin zu den Firmenschildern, die allesamt in aufwändigen azulejos ausgeführt wurden.

Mercado de Triana Sevilla.

Mercado de Triana Sevilla.

Mercado de Triana Sevilla.

Mercado de Triana Sevilla.

Auch das Umfeld des Mercado gestaltet sich attraktiv. Schattig und ruhig kann am Guadalquivir gesessen werden, um köstliche pinchos zu essen, die im mercado gekauft wurden.

Den Guadalquivir am Mercado de Triana geniessen.

Den Guadalquivir am Mercado de Triana geniessen.

Wem es nach mehr leben ist, setzt sich in eine der Bars am Plaza del Altozano oder flaniert durch die angrenzende Fussgängerzone c / San Jacinto, in der sich ein Strassenrestaurant an das andere reiht, durchbrochen von schönen Geschäften und das alles flankiert von wunderbaren historischen Fassaden. Besucher Sevillas, die den Mercado de Triana und sein Umfeld nicht erkunden, verpassen die Chance, einwenig in das städtische Leben dieser schönen Stadt einzutauchen.

Plaza del Altozano am Mercado de Triana.

Plaza del Altozano am Mercado de Triana.

c / San Jacinto am Plaza del Altozano Sevilla.

c / San Jacinto am Plaza del Altozano Sevilla.

c / San Jacinto am Plaza del Altozano Sevilla.

c / San Jacinto am Plaza del Altozano Sevilla.

Pinchos para llavar ó aquí – ein Imbiss zum Mitnehmen oder am Stehtisch.

Pinchos im Mercado de Triana Sevilla.

Pinchos im Mercado de Triana Sevilla.

Besucher Sevillas, die Hunger plagt, der schnell bekämpfen werden sollte, begehen einen schweren Fehler, wenn sie eine der Fastfood Ketten ansteuern. Im katholischen Spanien ist das als schwer lastendes Sakrileg einzustufen. Das gute Essen und Trinken ist dem Spanier heilig. Der erfahrene Reisende mit Stil, sucht hingegen gerne einen mercado municipal auf, den jede grössere Stadt in ein bis mehreren Varianten besitzt. Spanier lieben ihre Märkte und so sind sie auch gestaltet, nicht nur zum Einkaufen, sondern auch um Freunde zu treffen, einen Imbiss zu nehmen, ein Glas zu trinken, Süsses mit Café zu geniessen. Für den schnell zu stillenden Hunger, bieten sich im Mercado de Triana besonders pinchos an. Sie sind so appetitlich präsentiert, dass gar kein besonderer Hunger von Nöten ist, um sie essen zu wollen.

Pinchos im Mercado de Triana Sevilla.

Pinchos im Mercado de Triana Sevilla.

Um nicht als oberflächlicher extranjero zu gelten, sollte zumindest zwischen las tapas, los montaditos und los pinchos unterschieden werden können.

  • Tapas sind Kleinigkeiten, die klassischer Weise auf einen el tapa, einen Deckel gelegt werden, der wiederum auf das Glas eines alkoholischen Getränkes platziert wird. Die Begründungen für diese Sitte, ist legendenumwoben. Es wird wohl eher im Fernhalten von Fliegen begründet sein, die in Städten auf Grund mangelnder Hygiene eine Plage waren.
  • Montaditos sind im Kern belegte Brötchen. Der Spanier versteht unter el montadito aber generell einen Imbiss. Es leitet sich vom Adjektiv montado ab, beritten, gesattelt. Ein angehängtes -ito, ita dient der Verkleinerungsform, wie cabra für Ziege und cabrito für Zicklein. Ein montadito ist also etwas klein Besatteltes, ein belegtes Brötchen beispielsweise.
  • Pinchos sind aufgespiesste kleine Köstlichkeiten, el pincho der Stachel oder Dorn. In einer grösseren Variante treten sie als el pincho murono auf. Das sind die köstlichen Fleischspiesse al la plancha, von der heissen Platte.
    Damit ist der ¡Viva-España! Leser nun in Sachen kleiner nicht süsser spanischer Köstlichkeiten bibelfest.
Stehtische im Mercado de Triana Sevilla für den Imbiss.

Stehtische im Mercado de Triana Sevilla für den Imbiss.

Pinchos para llavar werden zum Mitnehmen gereicht und können wunderbar neben dem mercado schattig am Guadalquivir genossen werden. Wer sie lieber para aquí essen möchte, findet in den Märkten immer kleine Stehtische, die keinem Gastronomiebetrieb zugeordnet sind. Sie sind für Marktbesucher gedacht, die sich an verschiedenen Ständen Köstlichkeiten zum schnellen Verzehr gekauft haben.

Jamón Ibérico de Bellota y más – Schinken, Ziegenkäse und Chorizo.

Jamones, quesos y embutidos im Mercado de Triana Sevilla.

Jamones, quesos y embutidos im Mercado de Triana Sevilla.

Im Mittelpunkt der Fleischwaren steht in einem mercado in Andalusien natürlich der weltberühmte Schinken und hier vor allem der Jamón Ibérico de Bellota (s.u.), der nach Meinung der meisten Gourmets, der beste weltweit sei. Er stammt vom halbwilden Pata negra, vom schwarzen Schwein, ein Hausschwein, in das durch das halbwilde Leben auf den dehesas in Andalusien und der Extremadura, Wildschweine einkreuzen. Das Pata negra ernährt sich bevorzugt von Eicheln in den wunderbaren Korkeichenwälder, die auch spanische Savanne genannt werden. Das verleiht dem Schinken diesen unverkennbaren nussigen Geschmack.

Jamones, quesos y embutidos im Mercado de Triana Sevilla.

Jamones, quesos y embutidos im Mercado de Triana Sevilla.

Jamones, quesos y embutidos im Mercado de Triana Sevilla.

Jamones, quesos y embutidos im Mercado de Triana Sevilla.

Die Marktstände bieten eine breite Palette an Sorten, luftgetrocknet an den Berghängen der Extremadura oder Andalusiens, teils 20 Monate gereift. Der Kenner hat seine eigenen Vorlieben und probiert am Stand nach Beratung. Zu Festtagen wird dann ein ganzer Haxen gekauft, mit dem in Sevilla auch gerne am Airport eine Regionalmaschine bestiegen wird. Der Haxen landet im Gepäckfach. Was den extranjero verblüfft, fällt dem spanischen Reisenden nicht weiter auf. Immerhin werden sie auch direkt am Gate im Ganzen angeboten. Kleinere Mengen des Jamón Ibérico werden nicht mit der Maschine, sondern mit spezieller langer Klinge hauchdünn vom Könner aufgeschnitten. Das erfordert einige Übung. Wichtig ist, dass auch ein gewisser Fettanteil am Fleisch ist, der Geschmacksträger. Marktbesucher, die an den Ständen verkosten wollen, sollten Expertise beweisen: Der jamón wird auf die Zunge gelegt, das Fett beginnt zu schmelzen, erst dann wird gekaut. Tranquilo, keine Hektik beim Genuss!

Jamones, quesos y embutidos im Mercado de Triana Sevilla.

Jamones, quesos y embutidos im Mercado de Triana Sevilla.

Natürlich dürfen an den Ständen auch die speziellen spanischen Wurstwaren, die embotidos, nicht fehlen. Besonders bekannt unter ihnen die Chorizo Ibérico oder noch besser die Chorizo Ibérico de Bellota. Gerne wird das Paprika in der Wurst, das sie so charakteristisch färbt, durch Chili ergänzt. Richtig dosiert, bringt es zusammen mit dem Fett als Geschmacksträger, die Aromen nicht nur auf die Zunge, sondern auch in die Nase, denn 70% des Geschmacksinns liegt dort. Queso de Cabra wird ebenso angeboten, denn auf seinen Ziegenkäse kann der Spanier auch kaum verzichten. Einige der prämierten Sorten, stammen von den kanarischen Inseln.

Jamones, quesos y embutidos im Mercado de Triana Sevilla.

Jamones, quesos y embutidos im Mercado de Triana Sevilla.

Aceite y aceitunas – Olivenöl und Oliven.

Der tienda Aceitunas del Puente im Mercado de Triana Sevilla.

Der tienda Aceitunas del Puente im Mercado de Triana Sevilla.

Spanien ohne Oliven, das ist für den Touristen undenkbar. Für den Spanier ebenso, da ist er sich mit den extranjeros einig. Eine Reise durch den andalusischen Frühling präsentiert die gepflegten Olivenhaine, die bis an den Horizont reichen, in ihrer schönsten Form. Um sie herum liegt in ihrem unverkennbaren Braunorange die aufgebrochen fruchtbare Erde. Spanier benennen diesen besonderen Ackerboden als „rosa“. Der Begriff wird auch besonders fruchtbaren Fincas im Namen vorweg gestellt, beispielsweise Rosa de Ocatia auf Fuerteventura . Von den satten Erdtönen des Ackerbodens, hebt sich das dunkle Grün der Olivenbäume, deren Blätter einen Stich von silbrigem Weiss tragen, gegen den tiefblauen andalusischen Himmel ab. Ein eigenartiges Gefühl aus Sehnsucht und Begeisterung für diese anmutige Landschaft befällt den Reisenden.

Der tienda Aceitunas del Puente im Mercado de Triana Sevilla.

Der tienda Aceitunas del Puente im Mercado de Triana Sevilla.

Im Mercado de Triana widmet sich der tienda Aceitunas del Puente ausschliesslich den Oliven und deren Öl. Eine Vielfalt, die dem Mitteleuropäer zu staunen gibt. Oliven, eingelegt auf unterschiedlichste Weise oder exquisit gefüllt, beispielsweise mit frischer Zitrone. Das macht die Olive an heissen andalusischen Tagen zu einer erfrischenden Geschmacksexplosion. Dass der Spanier aceite und aceitunas für Öl und Olive verwendet und ihm das ebenso spanische Wort la oliva üblicher Weise noch nicht einmal bekannt ist, mag verwundert. Zwar brachten Römer die Ölbäume auf die iberische Halbinsel, den Begriff für Olive und Öl in der spanischen Sprache, verankerten jedoch die Almohaden: aceituna vom arabischen al-zaytun.

Carnes – Spanien, kein gutes Land für Veganer.

Spanier sind wie Portugiesen begeisterte Fleischesser. Auch unter der jungen Generation ist vegan zu sein, ausserhalb der Grossstädte, kein Thema noch besonderes schick. Die Bevölkerung ist sehr auf ihre eigene Kultur fixiert. Anglizismen werden kaum verwendet, von der Real Academia Española sogar hartnäckig bekämpft. Für jedes angesagte englische Wort, wird sofort ein passendes spanisches ge- oder erfunden. In Bars und Cafes läuft heimische Musik, spanischer Rap, Internationales ist kaum zu hören. Und auch bei den Lebensmitteln, wird sich ganz an dem orientiert, was das Land hergibt. Nachdem Spanien nach wie vor zentral auch ein Agrar Land ist, ein Leichtes. Der Umbau in eine moderne Industrienation, die General Franco mit brachialer Gewalt vorantrieb, gelang nicht wie geplant. Es prosperierten im wesentlichen jene Region, beispielsweise Barcelona, die erbittert im Bürgerkrieg gegen den Diktator kämpften.

Weiden am Torre de Castilnovo – Vaca retinta mit Kälbern.

Weiden am Torre de Castilnovo – Vaca retinta mit Kälbern.

In Sachen Fleisch kommt in Spanien viel Schwein auf den Teller, vornehmlich natürlich cerdo ibérico. In Sachen Rind schwört jede Region auf seine eigenen Rassen. An den Atlantik Küsten Andalusiens ist das die vaca retinta, ein Rind, das auf den marismas der Küstenregionen grast. Ihr Fleisch entwickelt so einen sehr eigenen, feinen Geschmack. Völlig anders schmeckt hingegen das Rind aus Galizien. Die Tiere sind auf den Weiden der Kälte ausgesetzt, was eine andere Muskelstruktur zur Folge hat. Wer an Industriefleisch gewöhnt ist, dem nur noch durch Würzen zu Geschmack verholfen werden kann, dem könnte das galizische Rind wie auch das cerdo ibérico zuviel nach „Tier“ schmecken. Im Mercado de Triana findet sich eine grosse Auswahl unterschiedlichster Fleischwaren. Importrind aus Argentinien oder Uruguay, wird in den mercados municipales nicht gefunden. Das wird nur in der gehobenen Gastronomie angeboten.

Carne im Mercado de Triana Sevilla.

Carne im Mercado de Triana Sevilla.

Pescados y mariscos – Fische, die noch nie gesehen wurden.

Pescado im Mercado de Triana Sevilla.

Pescado im Mercado de Triana Sevilla.

Werden die mercados municipales an der Atlantik Küste Andalusiens besucht, vor allem am Punta Umbría (s.u.) oder der Isla Cristina, wird der ungeübte Besucher von der Auswahl an Fisch und Meeresfrüchten überwältigt sein. Auf Eis liegt am Morgen fangfrisches vom Fischkutter, der gerade erst, kaum hundert Meter entfernt, entladen wurde. Die Händler ersteigern ihre Ware in der Halle der cofradía, der Bruderschaft der Fischer. Ohne fachkundige Beratung, scheint ein Einkauf für den Laien problematisch zu werden, denn das Meiste wurde noch nie gesehen. Der Guadalquivir ist kein gutes Fischwasser und so erreicht die Ware vom Punta Umbría und der Isla Cristina auch den Mercado de Triana. So klein die beiden Orte auch sind, ihre Fangflotten gehören zu den bedeutendsten Spaniens.

Pescados im Mercado de Triana Sevilla.

Pescados im Mercado de Triana Sevilla.

Pescados im Mercado de Triana Sevilla.

Pescados im Mercado de Triana Sevilla.

Viel Ambition bei der Warenpräsentation im Mercado de Triana Sevilla.

Viel Ambition bei der Warenpräsentation im Mercado de Triana Sevilla.

Die ganze Aufmerksamkeit des Fischliebhabers im Westen Andalusiens, liegt aber beim Roten Thun, ein edler Knochenfisch, dessen Fleisch auch nach dem Braten tief rot bleibt. Einer der besten wird bei der jährlichen almadraba (s.u.) in Conil de la Frontera gefangen. Der Ort liegt nur 150 Km von Sevilla entfernt. Auch er darf im Mercado de Triana nicht fehlen. Ein hübscher kleiner Stand bietet ihn als feinen Imbiss samt einem guten Glas spanischen Weines an.

Roter Thun im Mercado de Triana Sevilla.

Roter Thun im Mercado de Triana Sevilla.

Auf die Warenpräsentation wird im stilvollen Sevilla viel Wert gelegt. Mariscos werden appetitlich präsentiert, auch gleich zum Essen vor Ort. Die Atlantikküste der Costa da la Luz ist ein gutes Revier für sie. Die Wassertemperaturen sind nicht zu hoch, Kaps und Riffe bieten gute Entwicklungsmöglichkeiten.

Mariscos im Mercado de Triana Sevilla.

Mariscos im Mercado de Triana Sevilla.

Verduras, frutas y mucho más – die bunte Ecke des Mercado de Triana.

Prächtiges Spiel der Farben im Mercado de Triana Sevilla.

Prächtiges Spiel der Farben im Mercado de Triana Sevilla.

Eine Augenweide in prächtigen, intensiven Farben ist die Parade der Händler, die Obst, Gemüse, Früchte und mehr feil bieten. Wer Spanien nur als Produzent billiger, geschmackloser Tomaten aus der Region Murcia am Radar hat, der irrt. Eine grosse Vorliebe gilt den historischen Sorten. Immerhin waren es die Spanier, welche die Tomate aus der neuen Welt nach Spanien brachten (s.u.). Die Blaue Tomate ist zu entdecken, grüne Tomaten, die Urfarbe der Tomaten und andere kaum bekannte Sorten. Der Geschmack ist so unterschiedlich wie ihre Farbe. Feurige Chili Schoten in den unterschiedlichsten Varianten und Schärfegraden werden angeboten, auch gleich als „crema explosiva picante“, die beispielweise zu papas arrugadas (s.u.), den kleinen Schrumpfelkartoffeln, gegessen wird.

Blaue Tomaten und andere historische Sorten im Mercado de Triana Sevilla.

Blaue Tomaten und andere historische Sorten im Mercado de Triana Sevilla.

Frische Chili Schoten im Mercado de Triana Sevilla.

Frische Chili Schoten im Mercado de Triana Sevilla.

Crema picante im Mercado de Triana Sevilla.

Crema picante im Mercado de Triana Sevilla.

Auch Edelkastanien, frische Feigen und Pilze und mehr lassen sich finden. Alles aus Spanien, denn die iberische Halbinsel und das kanarische Archipel ist ein Gewächshaus durch alle Klimazonen des Planeten.

Edelkastanien und Feigen im Mercado de Triana Sevilla.

Edelkastanien und Feigen im Mercado de Triana Sevilla.

Pilze, Ingwer und mehr im Mercado de Triana Sevilla.

Pilze, Ingwer und mehr im Mercado de Triana Sevilla.

Café y dulces – zum Abschluss Süsses und einen Café.

Das kleine Café im Mercado de Triana Sevilla.

Das kleine Café im Mercado de Triana Sevilla.

Wer die besten süssen Leckereien in Spanien herstellt, darüber liegen sich die einzelnen Provinzen in den Haaren. Bei Schokolade und Eis wird zähneknirschend zugegeben, jenes aus Valencia scheint doch das Beste zu sein, vermutlich. Beim sündig guten Turrón (s.u.) ist es damit vorbei. Hier reklamieren jeweils Barcelona und Valencia die herausragendsten Meister zu sein.

Torta de Leche im Mercado de Triana Sevilla.

Torta de Leche im Mercado de Triana Sevilla.

Torta de Polvorón im Mercado de Triana Sevilla.

Torta de Polvorón im Mercado de Triana Sevilla.

In Sachen andalusischer torta de leche und torta de polvorón, reklamiert Sevilla die besten Produkte für sich. Vor allem die torta de polvorón hat es in sich und garantiert auch bei nur gelegentlichen Verzehr eine deutliche Gewichtszunahme, so der Geniesser kein Schwerarbeiter oder Leistungssportler ist. Sie besteht aus Mehl, sehr viel Schweinefett, genauso viel Zucker, Anis, Zimt und Sesam. Am besten probieren, einmal schadet nicht.

Süsses in allen Varianten im Mercado de Triana Sevilla.

Süsses in allen Varianten im Mercado de Triana Sevilla.

Süsses in allen Varianten im Mercado de Triana Sevilla.

Süsses in allen Varianten im Mercado de Triana Sevilla.

All das und noch viel mehr Süsses kann im Markt in einem netten Café genossen werden. Dazu gehört natürlich am besten ein guter Café. Auch hier kann Sevilla mit höchsten Genüssen aufwarten. Die Beziehungen zu Lateinamerika sind familiär wie wirtschaftlich unverändert intensiv. Immerhin besass Sevilla einst das Handelsmonopol mit der neuen Welt. So erreicht Sevilla eine breite Palette unterschiedlichster Café Bohnen aus Übersee, die vor Ort geröstet werden. In den engen Gassen Sevillas wird auf Café Händler gestossen, die gut 40 unterschiedliche Sorten anbieten. Sevilla, ein Ort für den Geist und die Genüsse, der Mercado de Triana ein wunderbares Puzzelstück dazu.

Das kleine Café im Mercado de Triana Sevilla.

Das kleine Café im Mercado de Triana Sevilla.

Weiter lesen.

Paseo por el Parque de María Luisa en Sevilla.

Architektur Expedition Barcelona – am bicicleta zu 15 bemerkenswerten Orten.

Schlemmen Las Palmas – Mercado del Puerto und seine Geschichte.

Genusstempel in Barcelona: Mercat de la Boquería + Sant Antoni.

Jamón Ibérico de Bellota – das beste Schweinefleisch der Welt!

Almadraba – Roter Thun aus Conil de la Frontera.

Temprano por la mañana – frühmorgens am Punta Umbría.

Turrón – spanische Delikatesse. Sündig süß, sündig gut.

Die Tomate – von den Azteken ins Orbit und was Spanien damit zu tun hat.

Typisch kanarisch – Papas arrugadas con mojo.

Bildnachweis.

Alle Bilder © Dr. Ingmar Köhler.

!Al final, como siempre: no promoción!

Und wie immer: Keine Werbung, keine Promotion, keine Zuwendungen oder Abmachungen welcher Art auch immer von und mit Dritten. ¡Viva España! ist ein Leuchtturm, der aus dem Nebel des Mainstreams ragt, ein Monument der Ratio, der aus eigener Kraft und ohne Interferenzen strahlt.

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