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Conil de la Frontera – Mercado Municipal de Abastos.
Geniessen Kultur + Lifestyle

Almadraba – Roter Thun aus Conil de la Frontera.

Almadraba – die Jagd auf den begehrten Roten Thun.

Calle de Cádiz, Conil de la Frontera – schöne Boutiquen säumen die Strasse.

Calle de Cádiz, Conil de la Frontera – schöne Boutiquen säumen die Strasse.

Der Rote Thun ist einer der grössten Knochenfische. Bis zu 4,5 m lang und 650 Kg schwer kann er werden. Ein muskulöser Fisch, das macht ihn als Proteinlieferanten interessant und derart schnell. Sein stromlinienförmiges Design bricht den Strömungswiderstand perfekt und lässt ihn mit 80 Km/h durch das Wasser schiessen. Den Thun auf den Teller zu bringen, ist kein gemütliches Angeln, es ist Jagd, ein Kampf. Im Bereich der Sportfischerei mit dem Haken, gewinnt oft der Thun. Meist hilft ihm das nicht, da er nach dem Kampf an Erschöpfung stirbt. Ein Problem der Deep Sea Fishing Bewerbe (s.u.), die nach dem Prinzip „marcaje y suelta“ (catch and release) abgehalten werden. Kommerziell wird der Thun mit Stellnetzen gefangen. Die Küste um Conil de la Frontera ist ein erstklassiges Revier dafür. Bereits die Römer waren dort auf der Jagd nach ihm. Antike Pökelanlagen belegen, der Thunfischfang ist um Conil mindestens 1.800 Jahre alt. Ruinen dieser antiken factorías de salazones, können beispielsweise im Altstadtzentrum von Cádiz oder am Playa de Bolinia in der Ausgrabung Conjunto Arqueológico Baelo Claudia nahe Tarifa besichtigt werden.

Conjunto Arqueológico Baelo Claudia am Playa Bolonia.

Almadraba, diesen Namen gaben die Mauren dem Fang des Thunfisch und er ist sehr treffend. Die Schwärme werden mit Stellnetzen eingekesselt und dann von Booten aus „geschlagen“. Genau genommen heisst Almadraba „Ort, an dem geschlagen wird“. Als pescadores de almadraba bezeichnen sich in Andalusien noch heute jene Fischer, die den Roten Thun fangen. Als modernere spanische Variante, kam ab dem 18. Jhd. ein Ausdruck zur Verwendung, der das Geschehen brachialer beschreibt: la matanza. Der Begriff steht im Spanischen für Gemetzel, Schlachterei und wird vom spanischen Militär für besonders blutige Schlachten verwendet. In der Tat werden die mächtigen Fische von den pescadores der kleinen Booten, die sich rund um den Kessel aufreihen, abgeschlachtet. Das Meer färbt sich rot. Was früher noch mit Harpunen geschah, wird heute schneller mit Bolzenschussgeräten erledigt. Nicht unbedingt den Fischen zuliebe, sondern um das wertvolle Fleisch möglichst wenig zu beschädigen. Leser, die mehr über den Fang, die Technik und seine Geschichte erfahren wollen, lesen den Artikel „Excursión Conil de la Frontera – an der Grenze zu den Mauren.“ (s.u.).

Poller am Torre de Castilnovo Conil de la Frontera – Haltepunkte für die Stellnetze der Fischer.

Poller am Torre de Castilnovo Conil de la Frontera – Haltepunkte für die Stellnetze der Fischer.

Los he visto – Almadraba Fischer vor dem Playa de los Bateles gesichtet.

Die Jagd auf den Roten Thun beginnt im März, April eines jeden Jahres. Wann genau und wie lange, das legt das Ministerio de Agricultura, Pesca y Alimentación auf den Tag samt Fangquoten fest. Die Ausfahrten müssen per GPS dokumentiert werde, denn der Rote Thun ist am Aussterben. Eine realistische Betrachtung kommt zum Schluss, zum Erhalt dürfte er gar nicht mehr gejagt werden. Künstlich können die Populationen nicht stabilisiert werden, denn der Rote Thun vermehrt sich in Gefangenschaft nicht (mehr dazu „Excursión Conil de la Frontera – an der Grenze zu den Mauren.“). Wer trotzdem den Fisch essen und selber zubereiten möchte und zur Fangzeit in Conil de la Frontera ist, der sollte das Meer vor dem Playa de los Bateles im Auge behalten. Dort werden die Stellnetze zusammen gezogen. Das ist der Ort der Almadraba vor Conil. Was für ein grosser Fisch der Rote Thun ist, kann mit blossem Auge vom Strand ausgemacht werden. Das Wasser im Kessel scheint zu kochen, die mächtigen Rückenflossen ragen aus dem Wasser, der Thun kämpft mit aller Kraft bis zuletzt. Ein Teil des Fangs liegt am nächsten Tag bei den Händlern im Mercado Municipal de Aposta in Conil auf Eis.

Almadraba im Frühling vor dem Strand Playa de los Bateles Conil de la Frontera.

Almadraba im Frühling vor dem Strand Playa de los Bateles Conil de la Frontera.

Vamos al mercado – Roten Thun im Mercado Municipal de Aposta kaufen.

Conil de la Frontera – Mercado Municipal de Abastos.

Conil de la Frontera – Mercado Municipal de Abastos.

Spanier lieben ihre Märkte. Dort gibt es alles, was die spanische Küche ausmacht frisch vom Feld, aus dem Stall oder dem Wasser und das zu bemerkenswert vernünftigen Preisen. Gekauft wird beim Händler des Vertrauens, aber erst nach ausgiebigem fachsimpeln. Der Marktbesuch ist in Spanien ein soziales Ereignis und gut Essen eine der liebste Beschäftigungen des Spaniers. Essen, das verbindende Elemente der Bewohner der iberischen Halbinsel. Ob Basken, Portugiesen, Asturier, Katalanen oder all die anderen Volksgruppen: So verschieden sie auch in Bezug auf Sprache und Kultur sind, gut zu essen steht ganz oben auf der Bedürfnisskala.

Conil de la Frontera – Mercado Municipal de Abastos.

Conil de la Frontera – Mercado Municipal de Abastos.

Liebhaber des Roten Thun, die einige schöne Stücke der Almadraba vor dem Playa de los Bateles erstehen wollen, sollten am Mercado Municipal de Aposta eintreffen, wenn sich seine Pforten öffnen. Viel gibt es nicht. Der Thunfisch von Conil gilt als einer der besten und landet zum Teil auch gleich in der Luftfracht Richtung Japan oder auf japanischen Schiffen, die vor der Küste auf den Fang warten und am Weg nach Japan verarbeiten. Mit Abstand den grössten Thunfischfang weltweit fahren jedes Jahr die spanischen Fischer ein. Der grösste Verbraucher hingegen ist das kleine Japan. Ein Land, das versessen auf den Roten Thun ist und astronomische Preise dafür bezahlt.

Conil de la Frontera – Mercado Municipal de Abastos.

Conil de la Frontera – Mercado Municipal de Abastos.

Im Frühling öffnet der Mercado Municipal de Aposta um 9:00 Uhr. Das heisst aber nicht, dass alle Stände zu dieser Zeit geöffnet haben oder überhaupt an diesem Tag aufmachen. Jeder Stand hat seine eigenen Öffnungszeiten und die sind nicht auf die Minute zu verstehen. Die Händler ersteigern ihre Waren in den Auktionshallen der cofradias, der Fischerei Genossenschaften (genau genommen Bruderschaften), direkt im Hafen, kaufen sie vor Ort bei Agrargenossenschaften oder Landwirtschaftsbetrieben. Meist läuft es ohne Zwischenhändler. Auf den üppig gefüllten Tischen der Verkaufsstände landet dann das, was gerade verfügbar ist. Das ist aber garantiert frisch. Und aufgesperrt wird eben dann, wenn der Händler seine Ware beisammen hat und im Markt eintrifft.

Conil de la Frontera – Mercado Municipal de Abastos.

Conil de la Frontera – Mercado Municipal de Abastos.

Conil de la Frontera – Mercado Municipal de Abastos.

Conil de la Frontera – Mercado Municipal de Abastos.

Conil de la Frontera – Mercado Municipal de Abastos.

Conil de la Frontera – Mercado Municipal de Abastos.

Wer zur Tat schreitet und bei einem der Händler der Markthalle vorstellig wird, sollte sich vorher etwas mit dem Thunfisch befassen. Wie ein Rind, wird er in verschiedene Zonen eingeteilt und so zerlegt und präsentiert. Wird diese beim Einkauf nicht klar benannt, wird der Händler Fragen von welchem Stücke es denn sein solle. Wird Unkenntnis ausgemacht, kann es zu einem umfangreichen Vortrag über die Vorzüge der verschiedensten Stücke kommen. Die Händler sind begeistert von ihrem Thun und werden darauf bestehen, dass jener aus Conil der beste sei.

So wird der Rote Thun zerlegt und angeboten.

So wird der Rote Thun zerlegt und angeboten.

Conil de la Frontera – Mercado Municipal de Abastos.

Conil de la Frontera – Mercado Municipal de Abastos.

Conil de la Frontera – Mercado Municipal de Abastos.

Conil de la Frontera – Mercado Municipal de Abastos.

Je nach Geldbeutel, kann ein schönes Stück Roter Thun im Ganzen vielleicht zu anspruchsvoll sein. In dem Fall sollte nach kleinen Stücken Ausschau gehalten werden, die Händler neben der Hauptware präsentieren und günstig verkaufen. Sie fallen beim Zuschnitt an und sind nicht minderer Qualität. Aus ihnen lässt sich hervorragendes Thunfisch Risotto zubereiten, am besten mit spanischem Reis, der im Ebro Delta, die Gegend um Tarragona, angebaut wird.

Conil de la Frontera – Mercado Municipal de Abastos.

Conil de la Frontera – Mercado Municipal de Abastos.

Ist der Rote Thun erstanden, sollten in spanischer Manier auch noch die weiteren Marktstände begutachtet werden. Irgendetwas Genussvolles lässt sich sicher noch finden. In Conil liegt der Fokus auf Fisch und Meeresfrüchten, etwas Fleisch sowie Obst und Gemüse. Die Fülle an unterschiedlichsten Fischen, Krustentieren und Muscheln, die in diesem kleinen Markt feil geboten werden, ist bemerkenswert.

Conil de la Frontera – Mercado Municipal de Abastos.

Conil de la Frontera – Mercado Municipal de Abastos.

Conil de la Frontera – Mercado Municipal de Abastos.

Conil de la Frontera – Mercado Municipal de Abastos.

Conil de la Frontera – Mercado Municipal de Abastos.

Conil de la Frontera – Mercado Municipal de Abastos.

Andalusisches Finale – Pinchos und ein Blumenstrauss.

Imbiss im Mercado de Triana in Sevilla.

Imbiss im Mercado de Triana in Sevilla.

Spanier leben für den Genuss. Daher findet sich in jeder grösseren Markthalle ein grosses Angebot aus nobleren und weniger nobleren Imbissständen, an denen gesessen oder gestanden werden kann. Schinken, Süsses, Café, ein Glas Wein, Obst, so ziemlich die ganze Palette dessen, was der Markt bietet. Touristen verwechseln das mit tapas. Hier geht es aber entweder um los montaditos (abgeleitet von montar), kleine Brote, die beispielsweise mit lomo, Schweinelende, Sardinen etc. samt schmackhaften salsas mit Knoblauch belegt sind, oder um einen Imbiss, einen el pincho. Tapas werden klassischer Weise nur zu einem alkoholischen Getränk gereicht. Zum Abendessen tapas essen zu gehen, auf so eine Idee kommen nur Touristen. Für sie wurden die entsprechenden Lokale erfunden. In einer Markthalle werden gegen den kleinen Hunger aber beispielsweise Snacks, pinchos, gegessen. Genau genommen steht el pincho für Stachel oder Dorn, mit dem die Kleinigkeit, der Snack aufgespiesst wird. Fingerfood etwas feiner. Märkte wie der Mercado de Triana in Sevilla, verführen den Besucher mit andalusischen Köstlichkeiten auf diese Art.

Pinchos im Mercado de Triana in Sevilla.

Pinchos im Mercado de Triana in Sevilla.

Neben dem Essen, haben Spanier eine grosse Liebe zu ihren Dichtern und Blumen. Daher findet sich auch in den meisten Märkt mindestens ein grosses Blumengeschäfte. Sie scheinen vor Pracht überzuquellen, wunderbare Gestecke, die der Dame des Herzens verehrt werden, blühende Topfpflanzen, für die reifere Beziehung. Natürlich alles aus Spanien, in der kalten Jahreszeit einiges aus Teneriffa oder Gran Canaria. Es wird mit der Kanarenfähre im Kühlcontainer in Huelva und Cádiz angelandet und dann in ganz Europa verteilt (s.u.).

Blumengeschäft im Mercado del Puerto Las Palmas Gran Canaria.

Blumengeschäft im Mercado del Puerto Las Palmas Gran Canaria.

Mit all dem kann der Mercado Municipal de Aposta in Conil nicht aufwarten. Dazu ist er zu klein. Aber um ihn haben sich Geschäfte dieser Art angesiedelt. Am Haupteingang ist die ausgesprochen schöne Blumenhandlung Floristería Cotton Candy zu finden.

Floristería Cotton Candy in Conil de la Frontera.

Floristería Cotton Candy in Conil de la Frontera.

Floristería Cotton Candy in Conil de la Frontera.

Floristería Cotton Candy in Conil de la Frontera.

Floristería Cotton Candy in Conil de la Frontera.

Floristería Cotton Candy in Conil de la Frontera.

Gegenüber der Floristería Cotton Candy liegt das El Pincho, das eben Imbisse anbietet. Wer vor dem Marktbesuch frühstücken möchte, der kann die klassische panadería Horno San Antonio besuchen, die bereits um 7:30 öffnet. El horno steht für Ofen. Traditionell bieten panaderías immer einfache Sitzplätze, an denen bocadillos und Süsses samt café sehr günstig in Selbstbedienung gegessen werden kann. Bocadillos müssen für den Spanier caliente sein, also heiss gemacht werden, sonst schmecken sie ihm nicht. Nur bei bocadillos de jamón Serrano herrscht Uneinigkeit. Die einen meinen diese bocadillos niemals caliente, das verdirbt den Geschmack, bocadillos de jamón York aber immer warm, darüber herrscht Einigkeit.

Horno San Antonio in Conil de la Frontera.

Horno San Antonio in Conil de la Frontera.

Wem mehr nach Süssem steht, besucht, ebenso bei der Markthalle, die Horno Nuestra Señora de Fátima-Bodega. Hier geht es ordentlich zu, denn sie ist nach einer bedeutenden Heiligen benannt. Sie ist nicht nur eine panadería sondern auch eine pastelaría.

Horno Nuestra Señora de Fátima-Bodega in Conil de la Frontera.

Horno Nuestra Señora de Fátima-Bodega in Conil de la Frontera.

Am Abend öffnet an der Markthalle die beliebte Cervecería los 3 Hermanos, das Bierhaus der drei Brüder. Die Gegend um die Markthalle in Conil, konnte sich noch recht gut vor den Touristenmassen retten. So werden die Lokale auch hauptsächlich von Einheimischen und residente, verirrten Touristen oder Conil Kennern aufgesucht. Die Preise sind relativ niedrig, der Geräuschpegel umso höher, die Portionen solide, Fremdsprachen unbekannt, der Reisende ist in Spanien angekommen.

Cervecería los 3 Hermanos in Conil de la Frontera.

Cervecería los 3 Hermanos in Conil de la Frontera.

Weiter lesen.

Excursión Conil de la Frontera – an der Grenze zu den Mauren.

Navidad en Conil de la Frontera – Weihnachten an der Costa de la Luz.

Schlemmen Las Palmas – Mercado del Puerto und seine Geschichte.

Genusstempel in Barcelona: Mercat de la Boquería + Sant Antoni.

Teneriffa – botanische Gärten der subtropischen Atlantikinsel.

International Deep Sea Fishing Contest Gran Tarajal Fuerteventura.

Bildnachweis.

Alle Bilder © Dr. Ingmar Köhler.

!Al final, como siempre: no promoción!

Und wie immer: Keine Werbung, keine Promotion, keine Zuwendungen oder Abmachungen welcher Art auch immer von und mit Dritten. ¡Viva España! ist ein Leuchtturm, der aus dem Nebel des Mainstreams ragt, ein Monument der Ratio, der aus eigener Kraft und ohne Interferenzen strahlt.

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